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Du bist erst alt, wenn du entscheidest, nicht mehr jung zu sein

„Du kommst aber spät“, beschwert sich Astrid, als ihre Mutter Martina an den Tisch im Café geeilt kommt, an dem Astrid sitzt und seit einer viertel Stunde wartet.
„Tut mir leid! Ich war noch bei der Physiotherapie und es hat etwas länger gedauert“, entschuldigt sich Martina ausser Atem.
„Wieso gehst du denn zur Therapie?“, fragt Astrid.
„Mir tut neuerdings das Knie so weh“, erwidert Martina. „Der Arzt sagt, das sei relativ normal in meinem Alter, dass die Gelenke beginnen, dauerhaft zu schmerzen. Ansonsten bin ich aber noch sehr fit mit meinen sechzig Jahre, meint er. Trotzdem gehört es wohl zum Altwerden dazu.“
„Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, alt zu werden“, sagt Astrid, die vor ein paar Wochen dreissig geworden ist.
„Das ging mir früher auch so“, sagt Martina. „Aber es hat auch seine Vorteile. Wenn ich sehe, wieviel du zu tun hast mit deinen zwei Rabauken und nebenbei noch arbeiten gehst – da ist mein Leben inzwischen doch ruhiger geworden, seit du und deine Geschwister aus dem Haus seid.“
„Du kommst mir noch sehr vital vor“, meint Astrid.
„Danke, ich fühle mich auch gut.“ Martina freut sich über das Kompliment ihrer Tochter. „Viele sagen ja, früher sei alles besser gewesen, aber ich möchte mich nicht nur an die Vergangenheit hängen, sondern jetzt leben und das Beste daraus machen.“
„Eine gute Einstellung, finde ich“, entgegnet Astrid. „Daran möchte ich mich auch halten.“

Wie Karin das Älterwerden erlebt …

Das Alter – In jungen Jahren erscheint es so weit weg, als würde es nie kommen. Und plötzlich ist es da! Ich empfinde das Älterwerden wie zwei Gegenbewegungen. Der Körper zeigt eindeutig, wie die Zeit verrinnt. Die Haut zeigt immer mehr Falten, die Haare werden grau, plötzlich muss eine Lesebrille her und die Knie schmerzen nach längerem Sitzen. Gleichzeitig aber geniesse ich heute jeden Sonnenuntergang, erfreue mich an einem Waldspaziergang und habe mit Kindern viel mehr Geduld als damals, als meine noch klein waren. Äusserlichkeiten verlieren an Wichtigkeit, Freundschaften werden hingegen wichtiger. Ich muss nicht mehr aus allem einen Konflikt machen, sondern kann die Dinge nehmen, wie sie sind.

Dennoch sind gerade für Frauen die Wechseljahre kein Kinderspiel. Hitzewellen und Stimmungsschwankungen müssen ausgehalten werden und noch so manche andere Symptome. Überhaupt sind die Gesundheit und das Wohlbefinden nicht mehr so geschenkt wie früher – ich bin anfälliger geworden. Gleichzeitig fühle ich mich auf der Höhe meiner geistigen Kraft, vermutlich weil Erfahrung und Gelassenheit ein Gegengewicht bilden.

Wie es Catherine mit dem Älterwerden geht …

Das geht mir auch so. In jungen Jahren erwiderte ich jedem Menschen, der sich über sein Altwerden beklagte, egal in welchem Alter er war: «Du bist doch noch jung!» Ich empfand es tief in mir tatsächlich so. Als ich selbst dreissig wurde, fühlte ich mich voll in meiner Kraft und mit vierzig trotz schwieriger Lebensumstände immer noch. Diese Umstände und meine Ausbildungen brachten mich dazu, einen Selbstprozess anzugehen. Es war ein steiler, happiger Weg, der sich gelohnt hat. Mit fünfzig fühlte ich mich innerlich so zufrieden, dass ich mich so richtig im Leben angekommen fühlte, voll in meiner Kraft stand. Diese neue Kraft hatte aber eine andere Farbe, eine andere Wärme und brachte auch eine andere Ernte mit sich.

Heute ist mir bewusst, dass ich altere. Mein Körper zeigt es mir mit Fältchen und Wehwehchen. Auch die Menopause, wie von Karin beschrieben, macht mit mir etwas. Trotzdem fühle ich mich immer noch jung und fit im Kopf, so wie ich es damals den älteren Menschen vorhielt. Jeden Morgen mache ich eine halbe Stunde Yoga, ein- bis dreimal in der Woche gehe ich joggen. Das war undenkbar, als ich zwanzig war, da hätte ich weder die Disziplin der Regelmässigkeit noch die Ausdauer aufgebracht. Dafür rase ich nicht mehr mit dem Motorrad herum, haushalte besser mit meinen Kräften, bin geduldiger mit mir und anderen, kenne mich gut und habe Empathie gelernt.

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Du bist erst alt, wenn du entscheidest, nicht mehr jung zu sein

Auf dem Zähler des Lebens gelte ich bald als Seniorin. In den Augen junger Menschen bin ich schon bald uralt. In meinem Kopf aber sitzen nun die Reife und das Jungsein gemütlich beieinander und jassen aus, wo ist was Neues dran und wo darf es sein, wie es schon immer war und mir entspricht – eine neue Freiheit, die ich früher nicht hatte. Und doch weiss ich heute, was damals die älteren Menschen mit dem Altwerden meinten.

Sich noch mal ganz neu auszurichten …

Es ist gut, sich mit dem Älterwerden auseinanderzusetzen. Wem es gut geht dabei, der muss nichts unternehmen. Wer jedoch zu intensiv der Jugend nachtrauert, dadurch die Gegenwart verpasst oder sich einfach nicht wohlfühlt und keine spannende Zukunft sieht, kann die Chance nutzen und eine Lebenszwischenbilanz ziehen. Eine Standortbestimmung kann eine interessante Angelegenheit sein. Vieles kommt zutage und kann geerntet oder aufgeräumt werden. So wird es möglich, Platz für Neues zu schaffen, sich eine erfüllende Zukunft aufzubauen und nochmals richtig aufzuleben – egal, wie viele Lebensjahre am Geburtstag gefeiert werden. Jedes Alter lässt es zu, neue Pläne zu schmieden.

Wegweiser für eine erfüllte nächste Lebensphase

  • Kaufen Sie ein schönes Notizbuch und richten Sie sich mit ihm an einem angenehmen Ort ein.
  • Die erste Schreibphase dient dem Rückblick: Was habe ich verwirklicht? Was hat mir Spass gemacht? Wo habe ich mich überrascht? Wann war ich stolz auf mich? Was ist mir gelungen? An was hatte ich Freude?
  • Verwenden Sie so viel Zeit auf diesen Rückblick, wie Sie brauchen. Je älter Sie sind, desto mehr gibt es zu ernten. Es können ein paar Stunden sein bis hin zu ein paar Tage oder sporadisch immer wieder.
  • Wenn Sie das Gefühl haben, alles aufgeschrieben zu haben, gehen Sie in die nächste Phase.
  • Was wollten Sie schon immer einmal tun, was Sie noch nie gemacht haben? Ob es aus zeitlichen Gründen, Lebensumstände oder Ängsten heraus nicht geschehen ist, ist unwichtig. Beurteilen Sie nicht, listen Sie einfach auf, was Ihnen in den Sinn kommt.
  • Auch hier nehmen Sie sich genügend Zeit. Fragen Sie sich: «Was noch…?», bis sich die Liste vollständig anfühlt.
  • Im nächsten Schritt wählen Sie aus Ihrer Liste die Punkte, welche Sie in den kommenden drei Jahre angehen wollen.
  • Danach wählen Sie den Punkt, der Sie am meisten «gluschtet», und schmieden einen Plan, der Sie ans Ziel führt.
  • Und nicht vergessen: Der Weg selbst hat bereits eine erfüllende Qualität.

Dieser Text wurde 4-händig geschrieben, die Idee stammt von meiner Kollegin, Kundin und Texterin Karin Engelkamp von Textengel in Solothurn.  www.textengel.ch/ Die Erläuterungen dazu von Catherine Sorg.
Das Bild wurde von meiner EOL Kollegin Claudia Esser, manusfactur, aus Dorsten in Deutschland speziell dazu erstellt www.manusfactur.de

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in Allgemein Lebenscoaching Neuorientierung | 26. November 2019 | von Catherine Sorg